Der Umsturz in Syrien und seine Folgen

Der Umsturz in Syrien und seine Folgen

Unruhen in Syrien nach der Schändung eines Schreins in Aleppo (Foto ANF)

(ungekürzte Version eines Beitrags von Joachim Guilliard für das FriedensJournal 1-2025, Jan. – Feb. 2025 „Entfesselte Kriege: Gewaltsame Neuordnung Westasiens?“, zuerst veröffentlicht auf https://jg-nachgetragen.blog. Wir danken für die freundliche Überlassung durch den Autoren)

Das Ende Syriens als säkularer und souveräner Staat rückt die Region weiter in den Abgrund.

Und so wie der Westen den Völkermord unterstützt, unterstützt er jetzt auch von ganzem Herzen den Terrorismus ‒ die vollständige terroristische Besetzung eines kultivierten Staates, Regimewechsel und „Transformation“. Das sind die „guten“, gemäßigten Terroristen, weil sie das zu Ende bringen, was die USA/NATO und andere 2011 begonnen haben, aber nicht zu Ende bringen konnten – und was die CIA in Syrien seit den späten 1940er Jahren versucht hat… (Jan Oberg, Konfliktforscher und Direktor der „Transnationalen Stiftung für Friedens- und Zukunftsforschung“1)

Die Machtübername dschihadistischer Gruppen in Damaskus besiegelt in Verbindung mit der türkischen, israelischen und US-amerikanischen Besatzung das Ende des letzten säkularen Staates in Westasien und eines souveränen Syrien in den bisherigen Grenzen. Dem geschundenen Land droht nun ein ähnliches Schicksal wie Libyen, der Region die weitere Destabilisierung ‒ „das Ende des Nahen Ostens, wie wir ihn kennen“ (Volker Perthes).

Hierzulande wird der Sturz Bashir al Assads breit gefeiert. „Die Syrer“ hätten „sich selbst befreit“, so das verbreitete Narrativ. Es könnte kaum weiter von der Realität entfernt sein. Tatsächlich wurden die bisher noch von der Assad-Regierung kontrollierten Gebiete von Zehntausenden Dschihadisten unter Führung der „Hay’at Tahrir al-Sham“ (HTS, „Organisation zur Befreiung der Levante“) erobert, darunter auch einstige Angehörige des „Islamischen Staates“ (IS), Tschetschenen und Uiguren. Mit dabei auch Kämpfer aus der Ukraine, die den Drohnenkrieg forcierten.

Die Gotteskrieger verfügen keineswegs über größere Sympathien außerhalb ihrer Hochburgen. Der letzten Gallup-ORB-Umfrage von 2018 zufolge wurde das Wirken des al-Qaida-Ablegers Al Nusra Front, aus der die HTS hervorging, von 88 Prozent als negativ gewertet nur getoppt vom IS, der von 96 Prozent abgelehnt wurde.2

Während westliche Medien nur feiernde Menschen in Damaskus präsentierten, sah man in Aufnahmen arabischer Sender, neben diesen vorwiegend leere Straßen und verbarrikadierte Geschäfte. Laut UNOCHA sind über 1,1 Millionen Menschen vor den anrückenden Dschihadisten geflohen.3

Weiterlesen (pdf, 13 Seiten)

  1. TFF PressInfo # 760, 09.12.2024 ↩︎
  2. Syria Poll (March 2018), ORB International, 1.3.2018, New ORB Poll: 52% Syrians believe Assad Regime will win the war ↩︎
  3. Syria Flash Update No. 5 – Recent Developments in Syria, UNOCHA, 12.12.2024 ↩︎

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