Archiv 28. Mai 2014

„Mehr Alte, we­niger Kinder – die Katastrophe droht!“

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Niedrige Geburtenraten und eine spür­bar gestiegene Lebenserwartung bewir­ken, dass die Bevölkerung schrumpft und die Bevölkerung immer älter wird. Die Folgen für die Sozialsysteme sind drastisch.“ So wörtlich die Bundesverei­nigung der Deutschen Arbeitgeberver­bände; in ihrem Schlepptau CDU/CSU, SPD, Medien, Bertelsmann-Stiftung, Wissenschaftler und teilweise auch der DGB.

Die Bevölkerungsentwicklung (Demo­grafie) geht tatsächlich in diese Richtung. Dass sie aber drastische Folgen für die Sozialsysteme haben müsste, ist eine dreiste Lüge.  

Steigende Lebenserwartung gibt es schon seit 150 Jahren

1913 lebten die Menschen in Deutsch­land durchschnittlich 50 Jahre, 1950 rund 65 und

2013 rund 80 Jahre. Die enorme Steige­rung der Lebenserwartung ist ein gewal­tiger Fortschritt. Der Rückgang der Säug­lingssterblichkeit und mehr frei verfügba­re Zeit ist ein Gewinn an Lebensqualität und keine Katastrophe. Die enorm ge­stiegene Produktivität und die Kämpfe der Lohnabhängigen machten es mög­lich.

Sinkende Geburtenraten gibt es eben­falls schon seit 150 Jahren

Von 1871 bis 1913 fiel die Zahl der Ge­burten pro Frau  von rund 4 auf 2,2 Kin­der. Trotzdem gab es viele Jahre des wirtschaftlichen Aufschwungs und einen Anstieg der Bevölkerung um mehr als die Hälfte. Von 1950 bis 1975, in der Zeit des sogenannten Wirtschaftswunders, sank die Zahl der Geburten pro Frau von 2,1 auf 1,45 Kinder.

Weniger Kinder versorgen zu müssen, steigert die Lebensqualität für viele Fami­lien, insbesondere für Frauen, und stellt keinesfalls eine Katastrophe dar.

Ein demografisches Gesetz, welches lautet: „Wer länger lebt und zu wenig Kinder produziert, verursacht Sozialab­bau“, ist frei erfunden.

Die Arbeitgeber hetzen mit der Demo­grafie-Lüge Junge gegen Alte auf …

Sie stellen die höhere Lebenserwartung als „Altenlast“ für die Jungen hin. Wenn ihre Eltern erst mit 67 bzw. 70 Jahren in Rente und Armutsrenten bekämen, könnten die Beiträge der Jungen in die Rentenkassen sinken und ihr Nettolohn dadurch steigen.

Das soll Generationen­gerechtigkeit zwi­schen Eltern und Kin­dern verwirklichen? 

Was für ein Quatsch!

Die Jungen von heute sind die Alten von morgen. Sie möchten  nicht trotz steigen­der Arbeits­hetze bis 67 oder 70 arbeiten. Sie möch­ten genauso wenig Armutsrent­ner wer­den wie ihre Eltern. Sie werden es aber allein schon wegen des ausge­dehnten Niedriglohnsektors. Und sie möchten auch nicht aus Niedriglöhnen noch  pri­vate Vorsorgebeiträge an die Al­lianz AG zahlen, um ihre zukünftige Ar­mutsrente aufzustocken.

 … und Alte gegen Junge

Sie hämmern uns ein, dass Rentenzah­lungen von der Zahl der Kinder abhin­gen. Keine oder zu wenig Kinder in die Welt zu setzen, soll die Ursache für sin­kende Renten und späteren Rentenbe­zug sein?

Was für ein Quatsch!

Niedriglöhne, be­fristete Arbeitsplätze, Leiharbeit und im­mer flexiblere bzw. län­gere Arbeitszeiten gerade bei der jungen Generation durch­setzen und dann noch mehr Kinder verlangen – welch ein Zy­nismus! Wenn Kinder geboren werden, gibt es nicht ein­mal ausreichende Be­treuungs- und Aus­bildungsplätze.

Kinder sind unsere Zukunft!“ Ja, aber in dieser Wirtschaftsordnung bleiben sie Privatvergnügen. Die Profitinteressen von Unternehmen fördern nicht das Le­ben mit Kindern, sie untergraben es.  

Trotz steigender Lebenserwartung und niedriger Geburtenrate: wachsender Reichtum!

Das Bruttoinlandsprodukt stieg pro Kopf der Bevölkerung von 1975 bis 2012 von 8.940 auf 33.100 Euro! Doch dieser Reichtum wird von einer Minderheit pri­vat angeeignet, die ihn als Kapital profi­tabel vermehren will. Das aber ist schwieriger als früher. Des­halb sollen abhängig Beschäftigte länger arbeiten und weniger verdienen (geringe­rer Bruttolohn). Deshalb die Senkung der Arbeitgeberbeiträge zur Rente von 1998 bis 2014 um 0,7 Prozentpunkte.

Die Sen­kung des Arbeitgeberbeitrags um einen Prozentpunkt bringt 13,6 Mrd. Euro mehr Profit. Steigende Lebenserwartung, mehr Alte und weniger Kinder, sind für sich ge­nommen weder ein Grund für län­gere Lebensarbeitszeit noch für Renten­kürzungen. Es ist allein das Interesse an der Anhebung der Renditen, das nach Kür­zung der Renten und Erhöhung des Ren­teneintrittsalters verlangt. Man steu­ert sogar auf die Rente mit 70 zu, dem Ren­teneintrittsalter der Arbeiter im Jahre 1889! Das ist eine Bankrotterklärung. 

Die Verwertung von Kapital ist Selbst­zweck. Sie ist rücksichtslos gegenüber Lebensbedürfnissen, seien es die von Kindern, Eltern oder Rentnern. Das ist die eigentliche Katastrophe. Nicht auf Grund des „Demografischen Wandels“, sondern auf Grund der privaten Profitin­teressen der Eigentümer von Kapital sind die Sozialsysteme von einer Katastrophe bedroht. Die Demografie-Lüge wurde er­funden, um davon abzulenken und den Widerstand gegen Sozialabbau zu schwächen, an dem die Lohnabhängigen ja angeblich schuld sein sollen, da sie äl­ter werden und zu wenig Kinder bekom­men.

Je älter das Kapital wird, je länger es lebt, desto mehr droht es, an seinem rie­senhaft aufgehäuften Reichtum zu ersti­cken. Es schlägt verzweifelt um sich und versucht, sich wieder Luft zu verschaf­fen, indem es die Lage derer verschlech­tert, die mit ihrer Arbeit das Kapital ver­mehren. Das alternde Kapital ist unsere ei­gentliche „Altenlast“.

Höchste Zeit,

  • die Sozialversicherungspflicht für alle einzuführen,

  • die Beitragsbemessungsgrenzen aufzuheben,

  • die Deckelung der Rentenversicherungsbeiträge abzuschaffen!

Für eine Mindestrente von 1.050 brutto (lohnsteuerfrei)!

Für die Rente mit 60 statt mit 67 oder gar 70!

Immer gestresster, immer später und mit immer weniger Geld in Rente?
NEIN DANKE!

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