Vorwort
Um die Staatsschulden zu bewältigen, müsse alles auf den Prüfstand. Es dürfe
keine Tabus geben. So hört man Vertreter der Banken und Konzerne und Politiker
auch nach dem Regierungswechsel reden.
Das ist richtig. Es darf vor allem keine Tabus in Form der „Heiligsprechung
der Profitlogik“ (Hickel 1998, 54) und ihrer Auswirkungen auf die
Staatsfinanzen geben.
Die Vertreter der Wirtschaft suchen bei jedem die Ursachen der
Staatsverschuldung, nur nicht bei sich selbst. Sie suchen sie auf Kosten aller
zu lösen, nur nicht auf ihre Kosten. Sie wollen alles auf den Prüfstand
stellen, nur nicht sich selbst.
Das vorliegende Buch stellt die Profitlogik auf den Prüfstand.
Die vorherrschenden Erklärungen der Staatsverschuldung werfen mehr Fragen auf,
als sie beantworten. Sie reißen häufig Zusammenhänge auseinander, um sie nach
jeweiligen Sonderinteressen zurechtzubiegen. Deshalb werden die Probleme meist
nicht zu Ende durchdacht.
Uns geht es im Gegensatz dazu nicht darum, Beweise für vorgefertigte
Denkschablonen und Interessen zu suchen. Es geht darum, die realen Verhältnisse
schonungslos zu untersuchen und die den Erscheinungen zugrundeliegenden Gesetze
wissenschaftlich zu analysieren.
Nur daraus sind praktische Möglichkeiten abzuleiten, die das Problem nicht noch
verschlimmern, das sie angeblich lösen wollen.
Das Buch ist Ergebnis zahlreicher Vorträge und Ausarbeitungen der letzten
Jahre. Dennoch ist es nur eine relative Annäherung an die Wirklichkeit.
Da die Entwicklungen sehr komplex sind, waren Vereinfachungen und Abstraktionen
notwendig.
Die Zeit, es zu schreiben, war äußerst kurz.
Die Analyse des Themas ist von daher noch nicht ausgereift.
Die zweite Auflage ist leicht überarbeitet. Die Tabellen sind aktualisiert. Das
Buch ist vor dem Regierungswechsel geschrieben worden. Seine Grundaussagen
treffen auch auf die neue Regierung zu.
Für Meinungsäußerungen und Anregungen bin ich sehr dankbar, zumal geplant
ist, das Buch in gewissen Zeitabständen zu überarbeiten und zu
aktualisieren.
Ich möchte all denen danken, die mich beim Schreiben ermutigt haben und allen,
die mich in dieser Zeit trotz allem ertragen konnten.
Frankfurt, im August 1999 Rainer Roth
Der Autor:
Rainer Roth war Professor für Sozialwissenschaften an der FH Frankfurt.
Veröffentlichung zahlreicher Leitfäden für Sozialhilfe; Bücher über Armut und über die Krise der Staatsfinanzen.
Seit vielen Jahren Teilnahme an den Bewegungen von Sozialhilfebezieher-Innen, Arbeitslosen und Lohnabhängigen gegen Sozialabbau.
Vorsitzender von KLARtext e.V.; ehemaliger Mitherausgeber der Arbeitslosenzeitung Quer.
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